Geschichte

Eine dauerhafte Besiedlung kann in Zirl seit ca. 1200 (Bronzezeit) im Oberen Estrichfeld nachgewiesen werden, auf dem Martinsberg (Bezeichnung Martinsbühel erst seit 19. Jht. gebräuchlich) seit der La-Tène-Zeit. Im 4./5. vorchristlichen Jahrhundert bestand hier an der Schnittstelle wichtiger Verkehrsverbindungen eine römische Militärstation: Teriolis. Sie wurde namensgebend für unseren Ort. An der Römerstraße Via Raetia nach Augsburg gelegen, begann bei Zirl der steile Anstieg zum Seefelder Sattel, dessen Verlauf heute jedoch nicht mehr eindeutig zu klären ist. 

Urkundlich erwähnt wurde Zirl erstmals in einer Urkunde vom 28. Oktober 799 als Cyreolu anlässlich einer Schenkung an das bayrische Kloster Schlehdorf. In weiterer Folge veränderte sich Cyreolu zu Cirala – Cirle - Cirla – Zirle und schlussendlich Zirl.

1280 wurde Zirl bereits als Rodstation und Rodniederlage genannt, gerade weil es Verkehrsknotenpunkt für die Straßen von Innsbruck nach Telfs und von Innsbruck nach Mittenwald war. Für Zirler Handwerker und Gasthäuser bedeutete die Rodfuhr gute Verdienstmöglichkeiten. Zudem war der Ort landesfürstliche Zollstation. 

Fragenstein und Martinsberg

In Zirl sind zwei ehemalige landesfürstliche Jagdschlösser beheimatet: Fragenstein und Martinsberg.

Der Bau der Burg Fragenstein wird für die Jahrzehnte von 1200 bis 1227 angenommen. 1227 wurde diese erstmals urkundlich erwähnt, sie sollte den Salzhandel über den Weg nach Seefeld sichern. Unterschiedliche Besitzer – die Grafen von Hirschberg und seit 1281 die Grafen von Görz und Tirol - wie auch unterschiedliche Verwalter – die Fragensteiner, die Charlinger aus Hall und die Weinecker aus Virgl bei Bozen wechselten sich ab.  1427 kam sie in den Besitz des damaligen Landesfürsten Herzog Friedrich IV. (= Friedl mit der leeren Tasche) und wurde seitdem durch landesfürstliche Pfleger verwaltet, die mit Einnahmen des Zolles in Zirl bezahlt wurden. Unter Maximilian I. begann für Fragenstein mit dessen Um- und Ausbau und wiederholten Aufenthalten nicht nur zu Jagdzwecken, sondern auch gemeinsam mit seiner zweiten Gattin Maria Bianca Sforza, eine neue Blütezeit. Südlich der Burg ließ Maximilian einen Weingarten anlegen, daran erinnert noch heute die Straßenbezeichnung „Am Weingarten“.

Auch die zweite in Zirl befindliche Burg "St. Martinsberg" hatte unter Kaiser Maximilian um 1500 mit dem Ausbau zu einem Jagdschloss mit Tiergarten eine neue Glanzzeit. Die Martinskapelle - zu Zeiten der Völkerwanderung wahrscheinlich vorübergehend Bischofssitz - wurde in dieser Zeit im spätgotischen Stil umgebaut. Auch dieser Burgumbau wurde mit Einnahmen des Zirler Zolls finanziert. 

Ursprünglich römisches Militärlager und Poststation wurde das Kastell Teriolis während der Völkerwanderung zerstört. Auf und aus den Mauerresten der römischen Anlage wurde eine Burg errichtet. Ende des 13. Jhts. ist urkundlich erstmals ein Ludwig von St. Martinsberg erwähnt; woher das Geschlecht "derer von Martinsberg" stammt, ist unbekannt. Anfang des 14. Jahrhunderts gelangte der Martinsberg ebenfalls in den Besitz der Tiroler Landesfürsten. 

Während Martinsbühel heute noch steht, wurde Fragenstein am 23. Juli 1703 während des spanischen Erbfolgekriegs (Bayrischer Rummel) gesprengt. Die Festung wie das dort gelagerte Pulver und Blei sollten nicht in die Hände der bayrischen Feinde fallen. Die Ruine mit ihren eindrucksvollen Türmen ist ein Wahrzeichen von Zirl.

Die Kaiser-Max-Grotte in der Martinswand

Am Fuße der Martinswand bei Zirl weist eine Tafel auf eine Beinahe-Katastrophe hin: "Wanderer, blicke empor zur Martinswand, wo Kaiser Max am Rande seines Grabes stand - 1484." Was war dort passiert? 

Der Sage nach soll der Kaiser auf der Jagd in die Wand eingestiegen sein, um einen Gamsbock zu erlegen. Doch dann seien ihm alle Fußeisen bis auf eines abgebrochen. Eine Nacht sei Maximilian I. festgehangen (1572 machte eine andere Erzählung bereits drei Tage daraus), bis ihn ein Engel aus der Wand führte. 

Im Theuerdank, dem von Maximilian selbst konzipierten Heldenbuch, wird dieses Abenteuer anders erzählt. Nämlich, dass Maximilian nach dem Ausbrechen der Zacken des Fußeisens bis auf eines mit dem ihn begleitenden Jäger ohne besondere Gefahr und ohne himmlischen Helfer absteigen kann – ein Held eben. 

In der weitum gut sichtbaren Naturhöhle in der Martinswand steht ein großes Kreuz, vor dem der Kaiser kniet. Und das mitten in der markanten Wand, die 1932 erstmals von Hias Auckenthaler und Hans Frenademetz durchstiegen wurde. Eine der schönsten und schwierigsten Routen in Tirol und zwei Varianten mit dem Schwierigkeitsgrad V und VI+!

Zeittafel

  • 4. Jh. - Teriolis - römische Militärstation auf dem Martinsberg
  • 799 - 28. Oktober, erste urkundliche Erwähnung von Zirl als Cyreolu 
  • Beginn 13. Jh. Bau von Burg Fragenstein 
  • 1260 und 1284 Erwähnung eines Richters von Cirl 
  • 1290 erste Erwähnung von St. Martinsberg als landesfürstlicher Burg
  • 1355 erstmals Weinbau in Zirl erwähnt
  • 1391 erste urkundliche Erwähnung der Kirche zum Hl. Kreuz 
  • 1401 erste Erwähnung eines ständigen Schulmeisters
  • 1403 Parzival von Weineck stiftet in Zirl eine eigene Kaplanei
  • 1489 erste Postlinie von Innsbruck nach Mechelen (heutiges Belgien) führte über Zirl
  • 1512 Pest in Zirl
  • 1531 Brand in Zirl
  • 1570 neue Rodordnung für Zirl
  • 1608 1. Wildes Feuer (Blitzschlag) 
  • 1627 Erwähnung einer Kirchenkrippe
  • 1634 - 37 Pest in Zirl
  • 1661 2. Wildes Feuer (Blitzschlag), 
  • 1680 Hausknechtsbrand - Zirl wird zum Großteil durch einen Brand vernichtet 
  • 1703 Fragenstein wird zur Ruine
  • 1703 Zirl abgebrannt als Folge des bayrischen Rummels
  • 1708 Schmiedbrunst 
  • 1748 Mesnerbrunst - es verbrennen auch die Martikenbücher
  • 1749 Schlossbach vermurt Zirl
  • 1790 Poststation kommt von Dirschenbach nach Zirl
  • 1803-05 Bau der Kalvarienbergkirche
  • 1809 Zirl brennt nieder durch bayrische Truppen
  • 1822 Gründung der Zirler Musikkapelle 
  • 1840 erstes Schulhaus
  • 1847-49 Neubau der Kirche
  • 1876 Gründungsjahr der Freiwilligen Feuerwehr
  • 1882 Schloss- und Ehnbach vermuren das Dorf
  • 1883 Ende der Rod durch die Eröffnung der Eisenbahn
  • 1891 Zirl wird selbständige Pfarre
  • 1908 am 21. Juni brennt Zirl fast zur Gänze nieder
  • 1924 Eröffnung Heilanstalt Hochzirl
  • 1976 Inntalautobahn bis Eigenhofen
  • 1984  am 1. Juni wird Zirl Marktgemeinde


Quellen

Flöss Benjamin, Zirl in Wort und Bild, hrsg. von der Gemeinde Zirl. Innsbruck 1983.
Prantl Norbert, Heimat Zirl. Ein Heimatbuch, hrsg. von der Gemeinde Zirl. Innsbruck 1960.
Schnaiter Toni, Zirl. Ein Tiroler Dorf 2000 Jahre im Wellenschlag der Geschichte, hrsg. von der Gemeinde Zirl. Telfs 1998.